ESSEN ERLEBT ARCHITEKTUR
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20 Projekte von 40 bildenden KünstlerInnen und ArchitektInnen zum Jubiläum 1150 Jahre Stift und Stadt Essen
9. Juni - 22. September 2002


Sophie an der Brügge, Patrik Bayer
Rolf Lieberknecht, Wolfgang Müller-Zantop

 
 

10:   StadtStille

Ort:  Kreuzgang der Münsterkirche

Wo ist Ruhe bemerkenswerter als dort, wo sie von geschäftigem Treiben umgeben ist, wo Vergänglichkeit spürbarer als an jenem Ort, wo sie auf die Vision von Unsterblichkeit trifft? In einem Raum, der von der Idee eines religiösen Weltbildes beseelt ist, erscheint das Weltliche und Alltägliche noch flüchtiger.

Dies ist die Situation, die wir im Kreuzgang der Münsterkirche in der Stadtmitte und auch Einkaufsmeile Essens als Schnittstelle jener Gegensätzlichkeiten vorfinden. Auf seiner innen liegenden Ebene, die hauptsächlich niedrigflächig begrünt ist, steht ein singulärer Baum, der mit knorrigem Wuchs selbst fast schon skulpturale Qualität besitzt. Mit unserer Arbeit möchten wir gleichsam in der Sprache der Natur und in einer contemplativen Weise darauf antworten; denn besonders die Natur vermag es, elementare Gegensätze zu vereinen: dem Aufwachsen, Aufblühen, die Schönheit offenbaren folgt das Verwelken, Absterben und Zerfallen, um dann aufs Neue im Rhythmus der Jahreszeiten zu sprießen.

Wir platzieren im Schatten dieses Baumes zwei Plattformen, auf denen je ein eigenwillig strukturierter, mindestens armdicker Ast liegt. Beide Äste befinden sich jedoch in einem verschiedenartigen polaren Zustand: der eine mit einer dichten weißen Eisschicht bedeckt, vor Kälte glitzernd, der andere rotglühend, aber vom Feuer noch nicht verzehrt. Besonders an diesem Ort mag man hier an den brennenden Dornbusch im zweiten Buch Moses erinnert werden, durch den Gott Moses in der Wüste erscheint (und ihm die Führung seines Volkes in das gelobte Land befiehlt). Aber wir kennen auch Andersens Märchen von der Schneekönigin, in dem die kleine Gerda durch ihre innige Zuneigung zu ihrem Freund Kay und die heißen Tränen ihrer Trauer es schließlich vermag, sein zu einem Eisklumpen erstarrtes Herz wieder zum Leben zu erwecken.

Zweifellos bisweilen beeindruckende Glitzerwelt auf der einen, und Raum für innere Einkehr auf der anderen Seite finden ihre Verknüpfung durch eine architektonische Heranführung (Brücke, Schwelle) zu dieser geschützten Stätte, an der der so gelenkte oder auch zufällig vom Hauptweg abgekommene Passant die unverhoffte Stille wahrnehmen und auf seine inneren Geschichten hören kann.

   

     


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